Zusatztherapien

Fango ist die italienische Bezeichnung für den heißen, geruchlosen Mineralschlamm der Vulkanerde, welcher nach alter Tradition im sog. „Eugenischen Becken“ gereift ist. Dort steht der Schlamm in direktem Kontakt mit Sonnenlicht, Luft und Thermalwasser. Die Notwendigkeit dieses Reifeprozesses, der den Schlamm in fortwährend mit organischen Substanzen anreichert und ihn so erst zur Arznei werden lässt, ist wissenschaftlich nachgewiesen. Besonders das brom - und jodhaltige Wasser spielt in diesem Prozess eine besondere Rolle.

Bei der Fangokur wird die kalte, feste Masse in speziellen Öfen auf 50–60 °C erhitzt und danach auf einer Plastikfolie zum Abkühlen ca. 2 cm dick ausgerollt. Hat seine Temperatur um die 50 °C erreicht, wird der Körper in die heiße Fangomasse verpackt. Zum Einsatz kommen Fangopackungen bei der Linderung von rheumatischen Beschwerden und Verspannungen. Die den Säurehaushalt der Haut regulierende Wirkung kann sogar Linderung bei Schuppenflechte verschaffen. Menschen, die insbesondere unter Bluthochdruck, Herzerkrankungen, Venenerkrankungen sowie Blutungsneigung leiden, sollte jedoch auf Fangopackungen verzichten da der starke Wärmereiz sich nachteilig auswirken könnte.

Die heiße Rolle besteht aus mehreren Lagen Tüchern, die von innen Wärme abstrahlen. Es soll zu einer raschen Erwärmung mit geringer Hautfeuchtigkeit kommen, aber niemals zu einer Schweißbildung. Die heiße Rolle wird bei Schlafstörungen, Verstopfungen, Atemwegserkrankungen, chronisch schmerzhaften Zuständen (z. B. Tennisarm, muskulären Verspannungen) angewandt.

Die heiße Rolle vorsichtig auf die zu behandelnden Körperpartien des Patienten gebracht, wie ein Nudelholz auf der zu behandelnden Stelle massierend hin und her gerollt. Ist das äußere Tuch abgekühlt, beginnt man eine „Gegenrolle“ zu entwickeln, in dem das oben liegende Handtuch langsam zur Gegenseite aufgerollt wird, sodass immer mit dem heißen Tuch auf der betroffenen Körperregion gearbeitet werden kann. Dieser ganze Vorgang geht langsam vonstatten, denn die heiße Rolle hält ihre Anfangstemperatur um den Kern sehr lange.

Anwendungsgebiete der Eistherapie

Schmerzlinderung:
Die Meldungen, die die Kältemelder ans Gehirn weitergeben, stören die Weiterleitung der Schmerzreize. Unter anderem beruht das wohl darauf, dass die Kältereize deutlich schneller das Gehirn erreichen als ein Teil der Schmerzreize. Ist der Kältereiz so ausgeprägt, dass er selbst als Schmerzreiz wahrgenommen wird – z. B. eine Eispackung über einem verletzten Gelenk – dann überdeckt der künstlich erzeugte Kälteschmerz den verletzungsbedingten Schmerz. Wirkt die Kälte über längere Zeit ein, dann erzeugt sie vorübergehend sogar eine Lähmung der Kälte- und der Schmerzrezeptoren in der Haut. Zudem setzt sie die Geschwindigkeit herab, mit der die Nerven einen Reiz weiterleiten können.

Entzündungshemmend:
Ist im Gewebe eine Entzündung im Gange, zeigt sich das meist durch eine gesteigerte Durchblutung, die an der charakteristischen Rötung und Überwärmung des Gewebes zu erkennen ist. Kälte bringt die Blutgefäße dazu, sich zusammenzuziehen und reduziert so die Durchblutung. Als Folge der Kälte selbst laufen die Stoffwechselprozesse im entzündeten Gewebe langsamer ab. Gedrosselt wird vor allem auch die Aktivität von Enzymen, die im Gewebe entzündungs- und Schmerz fördernde Substanzen herstellen helfen. Zudem vermindert Kälte die entzündungsbedingte Schwellung.

Einfluss auf die Muskelspannung: 
Wie Kälte den Spannungszustand der Muskulatur beeinflusst, das hängt von ihrer Einwirkdauer ab. Zunächst wird die – unwillkürliche – Spannung herabgesetzt, im Gegenzug aber die willkürliche Aktivierung der Muskeln erhöht. So kann ein Tauchbad in eiskaltem Wasser sogar spastisch verkrampfte Muskeln entspannen. Nach 20 bis 25 Minuten erreicht die Kälte die Muskelspindeln. Muskelspindeln sind Dehnungsmelder, die unter anderem die Muskelspannung regulieren. Kälte macht die Muskelspindeln unempfindlicher. Dadurch verstärkt sich der muskelentspannende Effekt noch. Zudem dauert dieser Effekt auch noch an, wenn die Kälte nicht mehr einwirkt.

Die Kälteintensitäten lassen sich grob unterscheiden in milde Kälte, wie Güsse, Wickel oder kalte Peloide, mittlere Kälte, wie sie z. B. Eis vermittelt, und starke Kälte durch Anwendung von gasförmigem Stickstoff oder kalter Luft. 

Anwendungsformen der Kältetherapie:

  • Eisbeutel werden meist mit Eisgranulat gefüllt, das sind kleine, etwa nussgroße Stückchen. In dieser Form hat das Eis eine Temperatur von zirka -0,5 °C und kühlt rund 30 Minuten lang (abhängig natürlich von der Eismenge).
  • Spezielle Kältepackungen enthalten Silikatgel in einer Plastikhülle. Selbst bei -15 bis -18 °C sind sie verformbar und können so körpergerecht aufgelegt werden. Man verwendet sie im Wechsel mit Krankengymnastik, jeweils für ein bis fünf Minuten oder über 20 bis 35 Minuten zur Kühlung auch tieferer Gewebsschichten.
  • Bei der Eismassage oder Eisabtupfung tupft man mit einem Stiel versehene Eiswürfel oder Eiskegel auf die Haut. In der Krankengymnastik wird diese Eisform auch in kreisenden Bewegungen für drei bis fünf Minuten über die Haut geführt.
  • Eiskompressen sind Frottiertücher, die nach dem Eintauchen in Kochsalzlösung tiefen Temperaturen von -12 bis -15 °C ausgesetzt waren. Sie sind nicht völlig steif gefroren und lassen sich dem Körper anpassen. Soll die Kälte auch tiefere Gewebsschichten erreichen, müssen sie 15 bis 20 Minuten einwirken.
  • Eisteilbäder gehören zu den intensiveren Kälteanwendungen. Hände, Füße oder Arme werden in ein Eis/Wassergemisch von zirka +1 °C eingetaucht.
  • Intensive Kälte vermitteln auch kalte Luft (-30 bis -40 °C) oder gasförmiger Stickstoff (-160 bis -180 °C, Hautkontakt mit -120 °C). Aus etwa 40 bis 60 Zentimetern Abstand strömt Gas bzw. Luft auf die Haut. Die Ausströmdüse wird dabei ständig bewegt, sodass der Luftstrom nicht immer dieselben Hautstellen trifft.
  • Kalte Güsse, Waschungen, kalte Wickel, Auflagen und Peloide sind eher mildere Formen der Kälteanwendung.

Die Therapie eignet sich:

  • Bei akuten Zuständen entzündlicher Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen.
  • In akuten Stadien des Weichteil-Rheumatismus.
  • Bei akuten Rheumaschüben.
  • Bei anderen Erkrankungen des Rheuma-Typs (sogenannte Kollagenose).
  • Bei Autoimmunerkrankungen.
  • Nach Verletzungen und/oder Operationen am Bewegungsapparat.
  • Unterstützend bei oberflächlichen Venenentzündungen (Thrombophlebitis) und Entzündungen der Lymphwege (Lymphangitis)
  • Zur Erstbehandlung stumpfer Verletzungen (z. B. beim Sport).
  • Bei spastischen Spannungszuständen der Muskulatur (z. B. bei Multipler Sklerose).
  • Als Hydrotherapie mittel bei der Kneipp-Therapie.
  • Zur Fiebersenkung (Wadenwickel).

Nicht geeignet ist diese Therapieform für Patienten:

  • Die Kälte gegenüber sehr empfindlich sind.
  • Mit einer Kälteallergie.
  • Mit Hautreaktionen, die durch Kälte hervorgerufen werden.
  • Mit ausgeprägten Sensibilitätsstörungen oder ausgeprägten Ernährungsstörungen des Gewebes (Intensität der Kälteanwendung kann nicht abgeschätzt werden).
  • Die unter schweren arteriellen Durchblutungsstörungen leiden.
  • Mit einer Überreaktion der Gefäße auf Kälte (sogenannter Morbus Raynaud).
  • Mit Durchblutungsstörungen des Herzmuskels (Kälte kann zu sogenannten Angina-pectoris-Anfällen führen).